Dann mal los...

Im vorigen Kapitel habe ich Ihnen meinen Weg zu meiner Metta erzählt. Nun sind Sie eingeladen, Ihren eigenen Weg zu finden. Leider gibt es dazu weder eine Finde- noch eine Suchmaschine! Gerne vermittle ich Ihnen einige wichtige Eckpunkte und auch selber gemachte Erfahrungen. Bild "Ich begrüße Sie:DenkStuhlMitAladin.jpg"Am allerwichtigsten ist, daß Sie die ganze Metta nicht zu tierisch ernst nehmen. Wenn Sie gleich alles richtig machen wollen und sich dabei unter Druck setzen, dann kann der Wunsch "freundlich zu mir sein" schon nicht in Erfüllung gehen! Überhaupt betrachten Sie die Sätze wie als Wünsche, die Sie in Kindertagen auf Ihren Wunschzettel fürs Christkind geschrieben haben. Hinter den Wünschen darf kein Zweck stehen, keine Erwartung, sondern nur eine kindliche Freude, wenn er denn in Erfüllung ginge. Sie müssen anerkennen, die Erfüllung der Wünsche kann man nicht machen. Die Erfüllung der Wünsche ist ein Beschenktwerden!

Endlich wollen wir starten... Sicher haben Sie sich schon einige Meditationen angehört oder haben eine entsprechende Anleitung gelesen... ruhiger Platz... aufrechte Meditationshaltung... ein paar tiefe Atemzüge... alles loslassen... entspannen... usw. Als ich mich für Meditation interessierte, baute ich mir zuerst nach Anleitung einen Meditationshocker. Wo ich inzwischen gelandet bin sehen Sie am obigen Bild: IKEA! Ich möchte damit sagen, daß dies einfach nur Äußerlichkeiten sind. Stehen Sie zu Ihrem eigenen Erleben und meditieren Sie auf die Art und Weise, die Ihnen am besten zusagt.

Doch auf was kommt es an? Zuerst brauchen Sie eine Führung, einen Halt, ein Seil oder auch ein Geländer. Dazu fällt mir als Bild eine Kneipp-Anlage ein: Sie steigen ins Wasser und drehen Runde um Runde, indem Ihnen das in der Mitte gelegene Geländer Halt und Richtung gibt. Bild "Ich begrüße Sie:Altmuel-Kneipp.jpg" Außerdem bewahrt es Sie vor einem Sturz, sollte der Boden des Beckens rutschig sein. Und so ist die Metta gedacht! Sie beginnen die Sätze laut zu sprechen und durchlaufen Zyklus für Zyklus. Sobald Sie die Sätze auswendig und automatisch sprechen können , bieten Sie Ihnen ein innerliches Geländer, um nicht in endlosen Gedankenschleifen zu versinken. Gleichzeitig eröffnet sich die Möglichkeit, daß Sie Ihrer eigenen Stimme und dem Inhalt Ihrer Sätze zuhören.

Wenn Sie nun dieses innere Geländer gefunden haben, dann kommt sozusagen der Moment, wo der Elefant das Wasser läßt (aber nicht ins Kneipp-Becken!). Der ganze Sinn und Zweck dieser Metta ist der Dialog mit sich selber. Die vier Wünsche deuten ja die Richtung an: Ein wohlwollender, ein liebevoller, ein offener und freundschaftlicher Umgang mit sich selber. Dieser Umgang mit sich selber muß ganzheitlich sein: Welche Gedanken stellen sich bei den Wünschen ein? Welche lange zurück gehaltene Sehnsüchte melden sich als Gefühl? Wie fühlen sich der Kopf, der Nacken, die Schulter, Bauch und Brust an? Was stellt sich beim "Rundendrehen" für eine Stimmung ein? Was für eine körperlich spürbare Befindlichkeit? Je gleichmäßiger Sie Ihre Runden drehen, umso mehr Freiraum wird entstehen, um mit sich selber in Kontakt zu kommen. Sollten Sie das Sprechen auf einmal aussetzen, dann ist es wie beim Kneippen: Bleiben Sie stehen, dann bekommen Sie kalte Füße!

Die Erfahrungen von Marie Mannschatz und Angelika Baur in ihrem Büchlein: "Buddhas Herzmeditation":

Seite 40: "Die Herzmeditation oder Metta-Meditation, wie sie in der alten indischen Pali-Sprache genannt wird, arbeitet mit vier kurzen, klar formulierten Sätzen, die im Geiste regelmäßig wiederholt werden. Diese Sätze bilden ein hilfreiches Gerüst, an dem sich die innere Achtsamkeit orientieren kann. Da unser Geist von Natur aus ständig und unablässig alle möglichen Gedanken kreiert, wird er durch das Wiederholen der Sätze gezielt ausgerichtet. Mit den Sätzen drücken wir wohlwollende Wünsche aus, wie »Möge ich unbeschwert leben«. Durch das Denken an die guten Wünsche bleibt weniger Raum für andere Gedanken. Wir geben unserem unruhigen Geist die Aufgabe, die Herzenswünsche zu sprechen und kontinuierlich zu wiederholen. So wird unsere Aufmerksamkeit immer wieder sanft auf die guten Wünsche hin zentriert."

Seite 55: "Mit der Zeit wird es Ihnen gelingen, immer länger bei Ihren Metta-Sätzen zu bleiben und immer weniger davon abzuschweifen. Der Geist entwickelt durch die Meditation die Fähigkeit zu innerer Sammlung und Konzentration. Sie haben es vielleicht auch schon bemerkt, je länger Sie bei einer Aufgabe ganz intensiv bleiben, desto besser gelingt sie und desto konzentrierter werden Sie selbst. Es stellt sich eine innere wohltuende Entspannung ein. Der Geist kommt zur Ruhe. In dem Moment, in dem wir innerlich die wohlwollenden Wünsche sprechen, ist es nicht möglich, sich gleichzeitig sorgenvolle Gedanken zu machen. Wir verhindern dadurch negatives Denken."


Noch ein wichtiger Tipp: Um mit sich selber in Kontakt zu kommen braucht es Geduld, Ruhe und Zeit. Sie müssen den Kontakt ehrlich und ohne Hintergedanken auch suchen. Und Sie müssen wissen, die innere Stimme ist eine leise Stimme. Ihr innerer Kritiker ist meist so laut, daß die innere Stimme einfach unter geht. Doch mit Freundlichkeit wird sie sich trauen...

Ausblick: Wenn es Ihnen beim folgenden Gedicht warm ums Herz wird, dann haben Sie "meine" Metta verstanden:


Buch: Buddhas Herzmeditation: Mit Achtsamkeit zu Selbstliebe und Mitgefühl von Angelika Baur (Autor), Marie Mannschatz (Autor)  -  Ansicht bei Amazon